Aktuelle Projekte

Marburg Brandschaden - Am Grün 21

Durch das Feuer im Dachgeschoss und die damit verbundenen notwendigen Löscharbeiten haben sich die Lehmwickel in den Holzbalkendecken sowie die Lehmsteine in den Wänden so stark mit Wasser vollgesaugt., dass sich die Holzbalkendecken stark verformt haben und das THW Notabstützungsmaßnahmen vornehmen musste.

Der Gutachter der Versicherung forderte die komplette Entkernung des Gebäudes, damit hierdurch nicht noch weitere Schäden wie Schimmel und anderer Pilzbefall entstehen bzw. sich ausbreiten.

Obwohl die Entkernung von der Denkmalpflege nicht gern gesehen wurde, stellte sie sich als richtig und sinnvoll heraus, da bei der Entkernung u. a. Munition und Handgranaten aus dem ersten Weltkrieg gefunden wurden sowie weitere starke Beschädigungen zum Vorschein traten. Eine Aussage wie „ … es trocknet auch so “ wäre fatal und die Eigentümer dem Ruin nahe gewesen!

Wir haben festgestellt, dass alle Deckenbalken im Erdgeschoss gebrochen und viele weitere Hölzer durch Pilz und Holzwurm so stark geschädigt waren, dass sie nur noch abgerissen werden konnten. Des Weiteren ist die Rückwand des Gebäudes durch Bodensetzungen abgängig, was zu Verformungen an der Rückwand aus den auseinander gehenden Holz-verbindungen geführt hat, was erst nach der Freilegung sichtbar wurde.

Viele weitere Fotos mit noch mehr Schäden des Brandschadens und der verdeckten Schäden wurden von uns dokumentiert!

Nachdem die Schäden aufgenommen wurden und eine Bestandssituation zeichnerisch erstellt war, wurden die Sanierungskosten auf über eine Million Euro über eine Mengenermittlung mit Preisanfrage ermittelt. Die Abriss- und Neubaukosten lagen nur bei einem Bruchteil dessen.

Ein erster Abbruchantrag wurde von der Denkmalbehörde abgelehnt und erst nach hartem Kampf und mit der Unterstützung des Rechtsanwalts Gunthart Nittner, Rechtsanwaltsbüro Pierson & Kollegen, sowie der Vorlage einer Wirtschaftlichkeitsberechnung dann nach drei Jahren dem Abbruchantrag statt gegeben. Drei Jahre, in denen eine zur Verfügung stehende Wohnraumvermietung bei der angespannten Wohnungssituation in Marburg nicht möglich war.

Am 19.01.2015, nach fast genau 3 Jahren, erhielten die Bauherren die Abbruch-genehmigung und der Neubau-Bauantrag wurde mit Vorgaben bzw. Auflagen der Denkmalschutzbehörde eingereicht.

Am 12. Juni 2015 haben die Bauherren die Baugenehmigung für den Neubau erhalten und werden nun neue Studenten-Appartements errichten.

Foto des Gebäudes vom 02.02.2012
Abstützungsmaßnahmen in Erdgeschoss. Auf den ersten Blick sehen die Räume nicht so stark beschädigt aus.
Abstützungsmaßnahmen im Obergeschoss
Einer der vielen gerissenen und gebrochenen Erdgeschoss-Deckenbalken. Diese Balken übernehmen keine notwendigen statischen Funktionen mehr. Ein Teileinsturz des Gebäudes war nur eine Frage der Zeit und bei einer Aussage wie „das trocknet auch so“ wäre erst bei einem Einsturz mit eventuellen Toten zum Vorschein gekommen und die Verantwortung hätte beim Eigentümer gelegen.
Die Obergeschosswand sitzt normalerweise an der Kante der Holzbalkendecke (grüne Pfeilspitze), Durch das Setzen der Fundamente kippt die Außenwand nach außen weg und die Obergeschosswand stellt sich schief.
Schnittzeichnung mit dargestellter Schiefstellung der rückseitigen Außenwand sowie der vorhanden Deckenverformung
Deckenbalken der Obergeschossdecke nach dem Freilegen des Gebäudes. Ein Kommentar ist hierzu überflüssig.
Blick in das durch das Feuer zerstörte Dachgeschoss
Blick auf die durch das Feuer zerstörte Holzbalkendecke